Quantencomputer – eine Gefahr für Verschlüsselung?

Posted by Julia Werner  • 

Quantencomputer als Gefahr für unsere Sicherheit?

Quantencomputer als Gefahr für unsere Sicherheit?

26.01.2017 | Petra Alm

Quantencomputer sind ein Zukunftsphänomen, das eine technologische Revolution entfachen wird. Für Wissenschaftler sind die Möglichkeiten ihrer Anwendung zwar immer noch ein heißes Thema, aber schon jetzt erwarten sie einen riesigen Sprung in der Leistungsfähigkeit der Berechnungen. Damit ist jedoch auch ein Risiko von dem Durchbrechen der gegenwärtigen Verschlüsselungsmethoden verbunden.

Pfeiler aktueller Verschlüsselung

Die klassische Verschlüsselung und Internetsicherheit basieren auf dem Diffie-Hellman Schlüsselaustausch, dem RSA Algorithmus und elliptischen Kurven. Ihre Sicherheit hängt von der Komplexität der mathematischen Probleme ab, auf deren Grundlage die Algorithmen funktionieren. Der meistverwendete Verschlüsselungsalgorithmus RSA beruht auf dem Produkt von großen Primzahlen und dem Schwierigkeitsniveau der Produktzerlegung auf einzelne Faktoren. Der Diffie-Hellman arbeitet dagegen mit dem Problem des diskreten Logarithmus. Und elliptische Kurven gehen von der Voraussetzung aus, dass die Auffindung des diskreten Logarithmus eines zufälligen Elementes der elliptischen Kurve mit Rücksicht auf einen bekannten Grundpunkt unmöglich ist – anders gesagt lässt sich der private Schlüssel von dem auf der elliptischen Kurve liegenden öffentlichen Schlüssel mit dem diskreten Logarithmus nicht ableiten.

Momentan kann unser kryptografisches Verfahren immer noch nicht durchbrochen werden, unter der Bedingung einer starken Verschlüsselung. Dies stellt auch den Grund für den Übergang auf den RSA Schlüssel von 2048 Bits und für die Umstellung auf den SHA-2 Hashalgorithmus im vergangenen Jahr dar. Eine schwächere (symmetrische) Verschlüsselung von 80 oder weniger Bits wäre nämlich schon riskant, zwischen den Jahren 2011 und 2013 wurde sie auch zum Stillstand gebracht. Auch trotzdem würde aber die Konstruktion eines Rechners, der dieses Verschlüsselungsniveau brechen könnte, mehrere - sogar Hunderte - Millionen Dollar kosten. Die heutzutage verwendete Verschlüsselung von 112 und mehr Bits könnte dann ein Angreifer mit nur einem Budget in der Höhe von mehreren Milliarden Dollar überwinden und außerdem würde er dafür 30 oder 40 Jahre benötigen [2]. Da die Mehrheit der modernen Server symmetrische Schlüssel von 256 Bits verwendet, ist die Verschlüsselung aus heutiger Sicht noch immer sicher.

Es ist offensichtlich, dass alle der erwähnten Probleme für klassische digitale Computer und ihre Leistungsfähigkeit eine Herausforderung darstellen. Sollten wird jedoch deutlich stärkere Computer zur Verfügung haben, die mehrere Anfragen berechnen könnten, wäre es dann nicht kinderleicht, das bestehende Niveau der Verschlüsselung zu überwinden?

Bemerkung: Die vorausgesetzte Komplexität der Entzifferung geht von der Extrapolation des mooreschen Gesetzes aus. Nach diesem sind 90 Bits für eine Milliarde Dollar durchbrechbar und mit diesen Kosten würde die Brechung eines Bits 18 Monate dauern.

Was ist ein Quantencomputer

Historie der Quantencomputer

Mit dem Prinzip eines Quantencomputers befasst sich die Wissenschaft bereits seit den 70er Jahren. Auf der Basis der Quantenmechanik haben die Forscher damals seine Anwendung in der Informatik erwägt, aber die Möglichkeit der Umsetzung in Realität war nur eine Zukunftsmusik. Der Bereich der Quanteninformatik konnte also nur abstrakt definiert werden.

Im Jahre 1994 hat der Mathematiker Peter Schor einen Beweis formuliert, dass die Quantencomputer die erwähnten kryptographischen Probleme effizient lösen können, wobei er einige Algorithmen schon im Voraus zum Untergang verurteilt hat. Die Quantencomputer könnten also einige Operationen viel schneller als die klassischen durchführen. Der Shor-Algorithmus kann aus der Primzahl N ihre Faktoren berechnen – also eigentlich den RSA Algorithmus durchbrechen.

Nach den zwanzig Jahren seit Shores Entdeckung haben sich die Quantencomputer der Realität genähert. Einfache Einweg-Quantencomputer existieren bereits und für kommerzielle Zwecke stellt sie seit dem Jahre 2011 die Firma D-wave her. Die Wissenschaftler experimentieren mit ihrer Konstruktion und allmählich schreiten sie zu größeren Projekten fort. Im März des vorigen Jahres haben die Forscher von MIT und der Universität in Innsbruck einen funktionierenden Quantencomputer konstruiert, der jedoch in der Ionfalle nur fünf Atome hat. Mithilfe von Laserpulsen auf jedem von den Atomen haben sie den Shore-Algorithmus berechnet und die Zahl 15 erfolgreich in Primzahlen zerlegt [1]. Eine größere Maschine auf demselben Prinzip zu erstellen wäre theoretisch einfach, aber die Verwirklichung verhindern enorme Kosten.

Prinzip des Quantencomputers und sein Zweck

Das Prinzip des Quantencomputers gründet sich aus der physikalischen Sicht auf der Quantenmechanik, mit der Datenoperationen vollgezogen werden. Die Informationseinheit der Quantencomputer ist ein Qubit, das von dem klassischen Bit abgeleitet ist. Im Unterschied zu ihm kann das Qubit aber auch die Zustandsvektoren 0 und 1 (also beide gleichzeitig) und ihre Zwischenwerte erreichen. Dank dem Superpositionsprinzip ist der Quantencomputer fähig, die sonst notwenige Parallelität umzugehen und einige Operationen auf allen Inputs auf einmal durchzuführen.

Abgesehen vom Knacken der klassischen Verschlüsselungen können die Quantencomputer im Endeffekt der Kryptografie aber auch von Nutzen sein. Schon jetzt kennen wir Konzepte der Quantenkryptografie, deren Algorithmen auch den Quantencomputern widerstehen sollten. Einen übersichtlichen Vergleich des gegenwärtigen, nicht widerstandsfähigen Verschlüsselungsverfahrens, und des zukünftigen, immunen, bringt das folgende Bild.

Zwei Typen der Kryptografie – die aktuelle und die zukünftige. Quelle:

Ethische Risiken von Quantencomputern

Heutzutage werden einfache Quantencomputer nur für Einweg-Zwecke genutzt, nicht für universelle Berechnungen. Auf diese Funktion müssen wir mindestens eine weitere Dekade warten und es existiert momentan kein Quantencomputer, welcher z.B. den RSA Algorithmus durchbrechen könnte. Es stellt sich aber die Frage, ob wir über die Erstellung eines Quantencomputers überhaupt erfahren und ob wir seinen wirklichen Zweck kennen werden.

Die potenzielle Überwindung des aktuellen Verschlüsselungsniveaus bringt das Risiko der Massenüberwachung der Bürger im Internet mit. Es ist offensichtlich, dass die Quantencomputer sehr kostspielig sind und auf dem herkömmlichen Markt nicht gekauft werden können. Ihr astronomischer Preis muss jedoch kein Hindernis für Regierungsämter darstellen, deren Ziel die Verfolgung der Bürger und ihrer Kommunikation im Netz ist. Es ist kein Geheimnis, wie gigantisch die Haushalte der dreibuchstabigen Agenturen wie NSA sind. Dank Quantencomputern und ihrer unethischen Nutzung könnten Spione für viele Jahre einen Vorsprung vor uns gewinnen, die sich mit der traditonellen Verschlüsselung gerade gegen diese Überwachung wehren möchten.

Herausforderung, oder Bedrohung? Die Antwort erfahren wir in 16 Jahren

Werden die Quantencomputer unsere Sicherheit schon in 16 Jahren gefährden? Auf die Antwort müssen wir noch warten. Schon jetzt ist aber ersichtlich, dass wir die Algorithmen RSA, DSA, ECDSA und ECDH durch stärkere ersetzen werden müssen. AES und SHA–2/3 kommen nur mit einer Verlängerung der Schlüssel und des Outputs im Fall von Hash-Funktionen aus [2]. Gegen gegenwärtige Angriffe genügen uns vorerst symmetrische Schlüssel von 112 oder 128 Bits [6].

Konkreter hat das Risiko des Knackens der heutigen Kryptografie Michele Mosca von Global Risk Institute beschrieben. Er behauptet, dass die Chance auf Überwindung der gegenwärtigen Verschlüsselungstools im Jahre 2026 1:7 sein wird und im Jahre 2031 sogar 1:2 [4]. Falls 2030 eine Maschine konstruiert wird, die RSA Schlüssel von 2000 Bits aufbrechen könnte, würde sie nach den heutigen Einschätzungen eine Milliarde Dollar kosten.

Schwer zu sagen, ob sich die Gefahr der Durchbrechung der Verschlüsselung und der Massenüberwachung erfüllt. Auf jeden Fall werden wir einen interessanten Fortschritt in der Technologie und menschlichem Wissen erleben. Die Quantencomputer werden eine Wende in der Astronomie, Physik und weiteren Wissenschaften herbeiführen. Vor uns wird die Aufgabe stehen, den Regierungen die radikale Verbreitung der Bespitzelung nicht zu ermöglichen.

Quellen:

Warum Quantencomputer die Privatsphäre gefährden werden

Im Juni dieses Jahres stellten IBM und das Fraunhofer-Institut den ersten Quantencomputer an einem deutschen Standort vor. Er steht in Ehningen bei Stuttgart und verfügt über 27 supraleitende Qubits, die nun für Forschungsprojekte zur Verfügung stehen. Wissenschaftler:innen versprechen sich Fortschritte zum Beispiel in der Medizin, der Materialforschung, der Logistik und in der künstlichen Intelligenz. Aber die revolutionäre Entwicklung hat eine Schattenseite: Quantencomputer werden zu einer Gefahr für die Datensicherheit und die Privatsphäre, da sie aktuelle Verschlüsselungen wertlos machen werden.

Quantencomputer vs Kryptografie

Aber wieso sind die als sicher geltenden Verschlüsselungssysteme plötzlich knackbar? Um dies zu beantworten, ist es wichtig zu wissen, dass sie es theoretisch schon immer waren. Kryptographie kann nicht zu 100 Prozent sicher sein, sonst wären Daten auch mit einem Schlüssel nicht mehr lesbar. Das Ziel der Kryptographie ist eher vergleichbar mit einem Virenschutz oder einer Firewall – es geht darum, es Angreifern so schwer wie möglich zu machen, in ein System einzudringen, so dass der Aufwand sich nicht lohnt. Kryptographie ist allerdings erfolgreicher – denn der Zeitaufwand, die Verschlüsselung zu knacken, ist so hoch, dass selbst heutige Superrechner damit überfordert sind.

Die heutigen Verfahren machen es sich zu nutze, dass es in der Mathematik bisher keine effizienten Algorithmen gibt, um die Faktoren von Primzahlen zu berechnen. Einfach ausgedrückt: Es ist leicht, zwei Primzahlen zu finden und sie miteinander zu multiplizieren. 617 mal 751 ergibt zum Beispiel 463.367. Ausgehend von diesem Ergebnis ist es aber schwierig, die zwei ursprünglichen Primzahlen zu bestimmen. Natürlich sind die Zahlen in der Kryptographie weitaus größer, deshalb bräuchten Computer für die Berechnung Zeiten, die über unsere Vorstellungskraft hinausgehen. Wir sprechen von Millionen von Jahren an Rechenzeit, zumindest bei Zahlen, die länger als 2048 Bit sind – was heute bei der RSA-Verschlüsselung als Standard empfohlen wird. Ein Quantencomputer kann diese Berechnungen indes bewältigen.

Quantencomputer – eine Gefahr für Verschlüsselung?

Quantencomputer – eine akute Gefahr für Verschlüsselung?

Welchen Einfluss haben Quantencomputer und der Einsatz von Quanteninformatik auf aktuelle Verschlüsselungsverfahren? Welchen Nutzen hat die Entwicklung von solchen Rechnern? Und wie werden sich die heutzutage angewandten Methoden weiterentwickeln? Fabian Hauser, der seit März 2021 unser Tech-Team verstärkt, hat sich in seiner Bachelorarbeit unter anderem mit diesen Fragen beschäftigt. Im Folgenden stellen wir einen Auszug aus seiner Arbeit vor.

Quantencomputer und ihre potenziellen Auswirkungen auf aktuelle Verschlüsselungsverfahren

In der heutigen Zeit gibt es die verschiedensten Verschlüsselungsverfahren für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete. Diese Verfahren nutzen oftmals eigene Methoden, um die Nachricht zu verschleiern. Zum Beispiel beruht beim Public-Key-Verschlüsselungsverfahren die Findung eines Schlüsselpaares auf mathematischen Problemen (1), welche selbst von den leistungsfähigsten Supercomputern praktisch nicht gelöst werden können. Was passiert allerdings, wenn die Probleme, auf denen diese Verfahren beruhen, durch eine andere Art von Computern plötzlich gelöst werden können?

Schon im Jahr 1997 zeigte Peter Shor, dass es in der Theorie möglich ist, mit dem Einsatz der Quantenmechanik zwei dieser Probleme, die Primfaktorzerlegung und das Finden von diskreten Logarithmen, zu lösen (2).

Es gibt heutzutage noch immer einige verschiedene mathematischen Probleme, welche auf universellen Rechnern nicht effizient berechnet werden können, dazu zählt unter anderem die Faktorisierung ganzer Zahlen und das Finden von diskreten Logarithmen. Aufgrund dieses Fehlens einer effizienten Berechnung haben sich aus diesen beiden Problemen mehrere Verschlüsselungsverfahren ergeben, z. B. das Elliptic-Curve-Verfahren (ECC)(3) und RSA (4). Sollte ein durchschnittlicher Computer beispielsweise versuchen, einen RSA mit der vom National Institute of Standards and Technology (NIST) empfohlenen Schlüssellänge 2048-Bit zu knacken und somit dessen Primfaktorzerlegung zu lösen, würde er eine Zeit von über 14 Milliarden Jahren benötigen (6).

Im Jahr 1997 veröffentlichte Peter Shor allerdings ein Paper, in dem er Methoden vorstellte, die theoretisch auf einem Quantencomputer diese Probleme lösen können (2). Seit diesem Zeitpunkt stand fest, dass aktuelle Verschlüsselungsverfahren durch die Fertigstellung von leistungsfähigen Quantencomputern in akuter Gefahr sind.

Schauen wir uns aber zunächst einmal derzeit in der Praxis eingesetzte Verschlüsselungsverfahren am Beispiel der Verschlüsselungssoftware Boxcryptor an. Die Verschlüsselung von Dateien läuft bei Boxcryptor folgendermaßen ab: Zuerst einmal wird für jede Datei ein zufälliger und sicherer Dateischlüssel generiert. Dieser Schlüssel ist ein AES-Schlüssel und ist im nächsten Schritt auch für die Ver- und Entschlüsselung des Klartexts der Datei zuständig. Zusätzlich zu diesen Dateischlüsseln hat jeder Nutzer noch ein eigenes RSA-Schlüsselpaar (Nutzerschlüssel) mit einem öffentlichen und einem privaten Schlüssel, welcher im nächsten Schritt in Aktion tritt. Hiermit wird anschließend der vorher generierte Dateischlüssel mit dem öffentlichen Schlüssel des RSA verschlüsselt. Abschließend wird dieser verschlüsselte Dateischlüssel mit den vorher chiffrierten Daten zusammen in der verschlüsselten Datei gespeichert.

Bei der Entschlüsselung der Datei zu einem späteren Zeitpunkt wird dieses Vorgehen umzukehren und die Datei wieder zu entschlüsseln, wird das Vorgehen umgekehrt. Anfangs wird der Dateischlüssel mithilfe des privaten Nutzerschlüssels entschlüsselt und anschließend wird der verschlüsselte Inhalt dieser Datei mit diesem wieder entschlüsselt. Hierbei wird für den Dateischlüssel ein AES-Algorithmus „mit einer Schlüssellänge von 256 Bit, CBC (Cipher Block Chaining) und PKCS7 Padding“, für den Nutzerschlüssel hingegen ein RSA-Algorithmus „mit einer Schlüssellänge von 4096 Bit und OAEP Padding angewandt“.

Bei der Betrachtung der vorher beschriebenen Dateiverschlüsselungskette fällt allerdings auf, dass diese Abfolge von der Geheimhaltung des privaten RSA-Schlüssels abhängig ist. Sollten Angreifer an diesen gelangen, lässt sich hiermit der Dateischlüssel entschlüsseln, und somit auch der Inhalt der Datei.

Genau aus diesem Grund interessiert sich die Secomba GmbH als Betreiber von Boxcryptor auch für den Fortschritt in der Verschlüsselungstechnologie. Sollten in einigen Jahren Quantencomputer leistungsfähig genug sein, eine RSA-Verschlüsselung mit 4096-Bit zu knacken, wäre die Sicherheit aller Daten der Kunden nicht weiter gewährleistet. Um die sensiblen Dokumente der Nutzer und Nutzerinnen gezielt gegen Angriffe wie z. B. Wirtschaftsspionage abzusichern, muss die Verschlüsselungslösung Boxcryptor auch in einer Post-Quantum-Zeit die Sicherheit der Daten gewährleisten können.

Status quo und aktuelle Herausforderungen beim Einsatz der Quantencomputer

23 Jahre nachdem Peter Shor in der Theorie aufzeigen konnte, dass es mit dem Einsatz der Quantenmechanik möglich ist, die Primfaktorzerlegung und das Finden von diskreten Logarithmen zu lösen, ist die Forschung auf einem sehr fortgeschrittenen Stand. Die ersten Quantenrechner schaffen nun eine schnellere Berechnung solcher mathematischen Probleme als die besten Supercomputer der Welt (7). Allerdings benötigen aktuelle Quantencomputer eine hohe Berechnungszeit für kleinere kombinatorische Probleme. Dies liegt besonders an der hohen Fehleranfälligkeit, die durch äußere Einflüsse wie Erschütterung, Temperaturschwankungen oder elektromagnetische Wellen verstärkt wird (8).

Deshalb müssen Algorithmen auf dieser Art von Computern eine gewisse Anzahl an Wiederholungen durchlaufen, um ein realistisches Ergebnis zu bekommen. Nachteilig ist, dass durch diese wiederholte Ausführung in den meisten Fällen die zuvor gewonnene Rechenzeit wieder eingebüßt wird, da andernfalls die Fehlerquote zu hoch wäre.

Experten gehen davon aus, dass für die Entwicklung von universellen Quantencomputer noch eine Zeit von ungefähr 20 Jahren benötigt wird (9 & 10), aber nichtsdestotrotz muss die Entwicklung der letzten 20 Jahren betrachtet werden. Nur wenige Wissenschaftler hätten sich wahrscheinlich vorstellen können, dass heutzutage bereits erste Quantencomputer mit 54-Qubit (Googles Sycamore) zur Verfügung stehen und die damals in der Theorie entworfenen Algorithmen wie z. B. Shor bereits auf einige Fälle praktisch angewandt werden können. Dementsprechend lässt sich schwer voraussagen, inwieweit sich dieses Forschungsgebiet weiterentwickelt, da bereits einzelne Durchbrüche große Fortschritte bedeuten können.

Doch es gibt auch noch einige Probleme, die gelöst werden müssen, z. B. eine effektive Kühlung des Systems, damit die Qubits vor äußeren Temperaturweinwirkungen geschützt sind. Sollte sich eines davon als besonders komplex darstellen und für die Lösung mehrere Jahre gebraucht werden, kann der Fortschritt auch schnell stagnieren. Nach aktuellem Stand der Forschung existieren allerdings noch keine so leistungsstarken Quantenrechner, welche die derzeit benutzten Verfahren, und wahrscheinlich auch die des nächsten Jahrzehntes, in Gefahr bringen.

Exkurs: Quantencomputer und Simulationsplattformen: IBM Quantum Composer und Microsoft Q#

Bisher haben es ein paar Unternehmen geschafft, Quantenrechner mit einigen wenigen Qubits zu bauen. Beispielsweise Paris 53-Qubit von IBM (11) oder Sycamore 54-Qubit von Google (12). Allerdings sind diese hauptsächlich für die Forschung gedacht. Privatpersonen haben keine Möglichkeit, damit zu experimentieren. Durch das steigende Interesse der Allgemeinheit ist es nur logisch, dass immer mehr Leute sich diesem Thema zuwenden, um erste Erfahrungen auf diesem Gebiet zu sammeln. Um diese Nachfrage zu erfüllen, haben bereits mehrere Unternehmen Versuche gestartet, sogenannte Simulationsplattformen von Quantencomputern zu entwickeln, welche frei zugänglich sind und den Umgang mit Quantenbits ermöglichen.

Da Simulationsplattformen auf klassischen Computern ausgeführt werden, haben diese durch die physikalischen Gegebenheiten offensichtlich keinen Zugriff auf Qubits. Für die Simulation von n Qubits benötigt die Maschine allerdings eine Speicherkapazität und Berechnungszeit von 22N (13, S. 1073). Falls nun mit Zahlen gerechnet werden sollte, für deren Darstellung einige Bit benötigt werden, steigt somit der Rechenaufwand für die Plattformen gewaltig, was sich schließlich in einer sehr langen Berechnungszeit niederschlägt.

Zwei bekannte Plattformen, durch die Privatpersonen, die sich für die Entwicklung von Quantenalgorithmen interessieren, schon heutzutage kleinere Experimente durchführen und so einen Fuß in die Welt des Quantencomputings setzen können, sind der IBM Quantum Composer und Microsoft Q#.

IBM Quantum Composer

Der Quantum Composer bietet einen sehr leichten Einstieg in das Quantencomputing, da es sich um eine grafische Oberfläche handelt, mit der sich per simplem Drag-and-Drop ganze Quantenschaltungen zusammenklicken lassen. Der Vorteil hierbei ist, dass keine Programmiersprache erlernt werden muss und ganz einfach einzelne Algorithmen nachgebaut werden können, um so die Funktionsweise von Quantenalgorithmen und Qubits zu verstehen. Außerdem besteht hierbei die Möglichkeit, ohne große Umwege, die gebauten Schaltungen entweder auf Simulationen oder echten Quantenrechner auszuführen.

Besuchen Sie hier die Webseite des IBM Quantum Composer.

Microsoft Q#

Microsoft kündigte im Jahr 2017 auf der jährlich abgehaltenen Konferenz Ignite eine eigene Programmiersprache speziell für Quantencomputer an. Diese open-source Programmiersprache ist Teil des Quantum Development Kit (QDK) von Microsoft, welches Q#-Bibliotheken, einen Simulator und Erweiterungen für andere Programmierumgebungen beinhaltet. Die Syntax von Q# hat starke Einflüsse aus Python, C# und F# und beinhaltet neben neuen quantentechnischen Operationen und Datenstrukturen auch übliche Programmierbestandteile wie z. B. Schleifen oder If-Else-Verzweigungen. Hierbei sind alle gängigen Quantengatter implementiert und syntaktisch ziemlich ähnlich ausführbar.

Besuchen Sie hier die Webseite von Microsoft Q#.

Fazit

Quantencomputing ist ein sehr spannendes Thema und im Vergleich zu den Vorjahren mittlerweile kein komplett theoretisches mehr. Mithilfe von Simulationsplattformen können heutzutage interessierte Privatpersonen mit Qubits arbeiten und so erste Quantenalgorithmen nachbauen. Dies ist ein wichtiger Schritt, da so das allgemeine Interesse an dem Thema gesteigert wird und mehr und mehr die Wichtigkeit dieses Forschungsgebietes anerkannt wird. Selbst wenn in geraumer Zukunft ein universeller Quantencomputer entwickelt werden würde, wird er nie den uns bekannten Digitalrechner ablösen, aber als eine gewisse Ergänzung für einzelne Probleme eingesetzt werden.

Gerade im Hinblick auf Verschlüsselungsverfahren ist ein interessanter Aspekt, dass mit der Entwicklung eines solchen Rechners zwar bisherige Verfahren als unsicher betrachtet werden können, aber damit auch gleichzeitig ein Umdenken stattfindet, da auch neue Wege für andere Methoden geöffnet werden. Mit diesen neuen möglichen Methoden beschäftigt sich die „Quantenkryptografie“. Nichtsdestotrotz sind weder die Quantencomputer noch die post-quantum Verfahren auf einem Stand, der in der heutigen Zeit praktisch angewandt werden kann.

Wir werden jedoch das Themengebiet des Quantencomputings im Auge behalten. Sollten die Fortschritte der Wissenschaft auf diesem Gebiet schneller voranschreiten als bisher angenommen, werden wir, das Team der Secomba GmbH, reagieren, und uns mit unserem neuen Kollegen Fabian Hauser der Umsetzung eines post-quantum Verschlüsselungsverfahrens annehmen. Bis dahin können Sie sich jedoch sicher sein, dass Ihre schützenswerten Daten ihr Geheimnis bleiben.

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